DIE JÜDISCHE GEMEINDE WÄCHST

Die jüdische Gemeinde wächst – Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion

Die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden schwankt aufgrund von mehreren Ab- und Zuwanderungsbewegungen stark. Der Zuzug aus den GUS-Staaten verändert Gemeindeleben und Gemeindeaufgaben.

Bei ihrer Wiedergründung 1946 zählte die Jüdische Gemeinde Wiesbaden rund 300 Mitglieder. Die wenigsten unter ihnen waren hier geboren oder hatten vor dem Zweiten Weltkrieg hier gelebt. Die Gemeinde bestand aus Displaced Persons, die keinen anderen Wunsch als eine Emigration nach Palästina oder in die USA hatten. Einige, wie zum Beispiel Familie Mandelbaum, blieben doch, sodass jüdisches Leben wiederentstehen konnte.

Antisemitismus und Judenfeindschaft in der Sowjetunion nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs

Die Mitgliederzahl schwankte zwischen 1946 und heute zuweilen stark. Bei der Einweihung des Synagogenneubaus meldete die Hessenschau 400 Mitglieder. In den 1970er Jahren sank die Zahl kurzzeitig auf nur rund 100, stieg bis 1989 dann wieder auf 319 an. 2021 zählt die Gemeinde knapp 850 Mitglieder. Diese Entwicklung hängt eng mit der Politik in der ehemaligen Sowjetunion zusammen. Während sich die Lage für Jüdinnen und Juden in der SU nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1948 zu entspannen schien, brach der Antisemitismus mit dem Tod von Solomon Michailowitsch Michoels wieder offen auf. Jüdinnen und Juden waren erneuter Verfolgung und Unterdrückung ausgesetzt, eine Auseinandersetzung mit der Shoah fand in der Sowjetunion nicht statt. Zwischen 1948 und 1952 wurden beinahe alle jüdischen Institutionen geschlossen oder aufgelöst. Unter Chruschtschow mussten in den 1960er Jahren in vielen Orten Synagogen geschlossen werden. Die, die noch weiter genutzt wurden, befanden sich unter strenger staatlicher Überwachung. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Israel verschlechterten sich zusehends, insbesondere da die SU Ägypten und Syrien unterstützte. In diesem antisemitischen und anti-israelischen Klima wanderten 1971/1972 tausende Jüdinnen und Juden aus, woraufhin ein Ausreiseverbot verhängt wurde. Erst 1985 begannen sich die Ausreisebestimmungen unter Michail Gorbatschow zu lockern. 1990 erklärte die Volkskammer der DDR, verfolgten Jüdinnen und Juden politisches Asyl zu gewähren, woraufhin 6.000 in die DDR emigrierten. 1991 beschloss die BRD, das „Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge“ auf sowjetische Jüdinnen und Juden auszuweiten. Die Auflösung der Sowjetunion war von Antisemitismus begleitet, sodass hunderttausende Jüdinnen und Juden in die Emigration gingen. Knapp 200.000 kamen als sogenannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Die erste Anlaufstelle war die Jüdische Gemeinde vor Ort – so auch in Wiesbaden.

Ein buntes Gemeindeleben

Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden hat mit der Zuwanderung neue, aktive Mitglieder und auch neue Aufgaben erhalten. In der Gemeinde ist ein vielfältiges, buntes Gemeindeleben gewachsen. Die Geschäftsstelle unterstützt die Zugewanderten unter anderem bei Behördengängen und die Gemeinde bietet Sprachkurse an.

Statistik der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland aus dem Jahr 2007

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